Vorsicht vor revolutionären Konzepten ...

18.08.2014 16:20

Heute vor über 25 Jahren hat die Bevölkerung in der ehemaligen DDR grossen Mut bewiesen und damit für den Fall der Mauer einen deutlichen Beitrag geleistet. Ohne diesen Mut zur Revolution und dem bewussten Eingehen eines hohen persönlichen Risikos wäre die Mauer auch heute noch die Trennung zweier Systeme und Länder. Die grüne Revolution in den arabischen Ländern ist bereits seit einigen Jahren im Gange, ohne z.T. erkennbare neue Strukturen aber mit diversen schrecklichen menschlichen Tragödien.

 

Leider ist es so: die meisten Revolutionäre sind nicht alt geworden und im Zusammenhang mit der Revolution ist der Kolateralschaden immens. Die Revolutionäre in der ehemaligen DDR haben wahrlich Glück gehabt. Wie wir heute wissen hätte es auch ganz anderes ausgehen können, wenn die Sicherheitskräfte gewaltsam eingegriffen hätten.

Diese Aussage zur Vorsicht bei der Revolution steht nun aber ganz und gar nicht für die Verweigerung von Veränderungen, sondern will einzig das hohe Risiko aufzeigen, was mit grundlegenden Veränderungen verbunden ist. Wer sich mit der Systemtheorie beschäftigt, wird dieses unumwunden bestätigen. 

 

Es gibt zahlreiche Beispiele, wie auch in der Ökonomie und unternehmerischen Praxis revolutionäre neue Führungs-Instrumente Einzug halten. Beyond Budgeting oder Total Quality Management seien hier nur exemplarisch erwähnt. Verfolgt man diese beiden Beispiele, so ist erschreckend dass gerade die Vorzeigeprojekte nicht einmal mittelfristig die jeweiligen Unternehmen auf Erfolgskurs halten konnten:

  • Im Fall Beyond Budgeting ist es die UBS AG, welche auf diversen Fachkongressen und in Buchbeiträgen in der Zeit 2003 bis 2006 als das Vorzeigeprojekt gehandelt und präsentiert wurde. Heute ein Sanierungsfall und aktuell ohne konkurrenzfähiges Geschäftsmodell. Als Download ein Dokument aus dieser Zeit über das BB-Konzept und -Projekt bei der UBS: UBS_CaseStudy beyond budgeting.pdf (160,6 kB)
  • Im Fall Total Quality Management ist es die ABB, die in den neunziger Jahren sämtliche Awards im EFQM-Umfeld dominiert hat und zwischendurch grundlegend neu aufgestellt werden musste.

Beispiele wie es gut oder schlecht funktioniert sind aber nur Punkte auf einer unendlichen Fläche. Sie sagen nichts über die Qualität von einzelnen Management-Intrumenten aus, da zu viele Einflussfaktoren über Erfolg und Misserfolg bei so grossen Unternehmen bestimmen.

Der Wunsch nach einem technischen und deterministischen Führungscockpit, das Managern das Führen abnimmt, sollte deshalb begraben werden. Die Führung von einem Unternehmen bleibt ein Handwerk, bei dem der Manager permanent die Grundparameter im Auge behalten muss: Liquidität, Profitabilität und Überlebensfähigkeit in der Zukunft, die sich aus den Perspektiven Risiko, Markterfolg, Technologie, Organisation und Mitarbeitern zusammensetzen. Es wäre damit vermessen, wenn man behaupten würde, die Fokussierung auf nur einen einzigen dieser Aspekte führe zum Erfolg oder einer dieser Faktoren sei mehr oder weniger wichtig. Es sind alle existenziell und damit gleichzeitig zu verfolgen.

In der Biologie sind es i.d.R. nicht die besonders spektakulären und schillernsten Spezies, die sich über Jahr Millionen in verschiedensten Kontextbedingungen behaupten konnten: Ratten, Haie und Spinnen haben ganz unterschiedliche Strategien gefunden, die man durchaus als erfolgreich bezeichnen könnte. Was sie aber gemeinsam haben, ist Ihre Anpassungsfähigkeit, so dass Lernen, Lernfähigkeit und auch die Lernbereitschaft als weitere existenzielle Fähigkeit in die übliche Liste aufzunehmen ist. Instrumente im Management, die dieses unterstützen, sind deshalb wichtig. Budgetierung und auch Reporting können dieser Kategorie zugeordnet werden - auch wenn Sie nicht jedem in der Organisation gefallen.

Das SixLoop-Konzept macht die Sache evtl. leichter verdaulich für alle, die nicht Controlling aus Leidenschaft betreiben.

 

 

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